Die Chronik des Obst- und Gartenbauverein Gerolsbach e.V.

 us allen heute noch zur Verfügung stehenden Unterlagen über die Gründung des Obst- und
 Gartenbauvereins Gerolsbach sowie die Tätigkeit des Vereines in den letzten 110 Jahren hat die Vorstandschaft versucht, die Geschehnisse einigermaßen zu rekonstruieren. Die Auffindung der Unterlagen, gerade über die Gründungszeit, war nicht immer ganz problemlos.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz besonders beim Geschäftsführer des Kreisverbandes Pfaffenhofen a. d. Im, Herrn Heinz Huber, Herrn Kreisfachberater Josef Stadler, den ehemaligen Kreisfachberatern Andreas Blüm und Alois Wegmann und vor allen Dingen bei Herrn Max Direktor, dem Leiter des Stadtarchives Schrobenhausen bedanken.

Eine weitere wichtige Grundlage für den Abriss der ersten 80 Jahre stammt von dem früheren langjährigen Schriftführer des Obst- und Gartenbauvereins Gerolsbach, Herrn Johann Schaipp aus Saulbach.

Im Gebiet der früheren Gemeinden Gerolsbach, Singenbach und Strobenried hat schon in der Gründerzeit der Gartenbau Organisationen ein großes Interesse an einem Zusammenschluß zu einem Obst- und Gartenbauverein bzw. Bienenzuchtverein bestanden. Laut der folgenden Urkunde, die unserem Verein vom Landesverband zum 65jährigen Jubiläum überreicht wurde, wurde der Obst- und Gartenbauverein Gerolsbach-Singenbach am 23. Februar 1888 gegründet.


Gründungsurkunde

Im selben Jahr wurde auch der Bezirksverein für Bienenzucht für das Gebiet des Landkreises Schrobenhausen gegründet.

Der damalige Begriff "Bezirk" entspricht heute dem heutigen Landkreis, der frühere "Kreis Oberbayern" entspricht auf die heutige Zeit übertragen dem Regierungsbezirk Oberbayern. Mitbegründer des Bezirksvereins für Bienenzucht Schrobenhausen waren aus dem Gebiet der damals selbständigen Gemeinden Gerolsbach und Singenbach: Josef Maurer aus Dürnthal, Sebastian Neumeier aus Fürholzen, Wagner aus Breitsamet, David Jäger aus Gerolsbach sowie Starringer aus Schachach.

Als Bienenmeister wurde für das Gebiet um Gerolsbach und Singenbach Josef Maurer bestimmt.

Vorstand des Bezirksvereins war Pfarrer Mathias Wörle aus Waidhofen aus dem vom Kreisverein Oberbayern für Bienenzucht und Obstbau herausgegebenen Mitteilungsblatt geht hervor, dass 1899 von 40 Mitgliedern der Bezirksobstbauverein Schrobenhausen gegründet wurde. Vorstand dieses Bezirksvereins war ein Hauptlehrer a.D. mit Namen Gröschl. Aus dem Jahre 1901 ist der erste schriftliche Nachweis zu finden, dass von einer Gruppe von Obstbaufreunden aus Gerolsbach und Singenbach ein Beitrag an den Bezirksobstbauverein abgeführt wurde.

Aus denselben Unterlagen ist auch bereits die Zusammenarbeit von Obstbau- und Bienenzuchtvereinigungen erkennbar. Hauptanliegen der Bienenzüchter war die Verbesserung der Bienenweide durch das Anpflanzen von Obstbäumen und Lindenbäumen in Gärten, an Straßen und sonst geeigneten Plätzen. Im Bezirk Schrobenhausen wurden zu der Zeit ca. 400 Obstbäume gepflanzt, auch die Lindenbäume in Stockhausen stammen aus dieser Zeit, die Eichen sind älter. Bereits um die Jahrhundertwende standen in Stockhausen bei Max Hirschberger drei Bienenhäuser.

Wegen der gemeinsamen Interessen der Bienenzüchter und der Obstbauer wurden beide Vereine 1912 zum Obstbau- und Bienenzuchtverein Gerolsbach-Singenbach zusammengeschlossen. Michael Maurer aus Stockhausen war der 1. Vorsitzende dieses zusammen geschlossenen Vereins, der diese Position bis zum 2. Weltkrieg inne haben sollte. In den Aufzeichnungen klafft nun leider eine Lücke. Die nächste Notiz stammt aus dem Jahre 1912, als in Schrobenhausen eine Obstbauausstellung durchgeführt wurde, die auch von Mitgliedern des Vereins Gerolsbach-Singenbach beschickt wurde. Bei dieser Obstbauausstellung gewannen Michael Maurer aus Stockhausen und Martin Plöckl aus Schleichern Preise. Vom Bezirksverein wurden eine Bronzemedallie, ein Buch und ein Geldpreis in Höhe von 10 Goldmark an Prämien ausgegeben.

1913 hatte der Obst- und Bienenzuchtverein Gerolsbach-Singenbach 33 Mitglieder aus Gerolsbach sowie 26 Mitglieder aus Singenbach, also insgesamt 59 Mitglieder. Baumwart war zu dieser Zeit Herr Fischer aus Gerolsbach.

Im Jahr 1913 wurde eine Rückenspritze zur Ungezieferbekämpfung gekauft. 1913/14 wurde zudem noch eine fahrbare Mosterei angeschafft. Nach dem 1. Weltkrieg wurde zusätzlich eine Süßmostglocke und eine Dosenmaschine für den Verein beschafft.

Um 1930 wurde auch eine Karrenspritze als Hilfsgerät und Verbesserung für die vorhandene Rückenspritze beschafft. Die Unterlagen aus all diesen Jahren sind nach dem 2. Weltkrieg leider der Zerstörung bzw. der Beseitigung durch die damalige Besatzungsmacht zum Opfer gefallen.

1936 wurde per Reichsanordnung die Trennung der Obstbau- und Bienenzuchtvereine angeordnet. Wie alle anderen Vereine wurde auch der Obst- und Gartenbauverein Gerolsbach-Singenbach im Jahr 1945 von der damaligen Militärregierung verboten und aufgelöst.

Am 19.01.1947 wurde der Verein von Anton Steger aus Hof als Gartenbauverein Gerolsbach-Singenbach wiedergegründet. Das Amt des Schriftführers und Vereinsrechners hatte Johann Breitsameter aus Tränk inne. Baumwart in der Zeit nach der Wiedergründung war Michael Neukäufer aus Gerolsbach.

Die Mitgliederzahl belief sich auf 50 Personen, siehe hierzu auch das Schreiben vom 20.01.1947 des damaligen Kreisfachberaters Erich Herr und das Schreiben des Landratsamtes Schrobenhausen vom 09.04.1948, mit der Erteilung der Lizenzierungsnummer 37 und dem dazugehörigen Merkblatt.

Hauptaufgabe der Obst- und Gartenbauvereine in dieser schwierigen Zeit war die Versorgung der Bevölkerung mit Obst und Gemüse, siehe hierzu auch das Schreiben des BLV vom Juli 1946 über Organisation, Obstbaumbezug und das Sammeln von Obstkernen. Für 1kg Apfelkerne wurden damals 10,- DM bezahlt, für 1 kg Zwetschgen- bzw. Kriecher 2,- DM.

In den Bereich nach der Wiedergründung des Vereins fällt dann auch die Anlage umfangreicher Obstneupflanzungen im Raum Gerolsbach. Initiator dieser Neupflanzungen war der damalige Kreisfachberater für Gartenbau und Landschaftspflege, Erich Herr. Der damalige Gerolsbacher Obstbaumbestand belief sich auf 16.000 Bäume.

1950 wurde wiederum auf Initative des damaligen Kreisfachberaters, Erich Herr, das erste Apfelblütenfest in Gerolsbach durchgeführt. In den ersten sechs Jahren fand die Festveranstaltung im Saal des Gasthofs Breitner statt, für die nachfolgenden wurden eigens große Bierzelte aufgestellt. 1959 wurde das 10jährige Jubiläum des Blütenfestes gefeiert. Dieses Fest war gleichzeitig das letzte Blütenfest in Gerolsbach. Die Kosten für die Durchführung eines solchen Blütenfestes betrugen laut den vorgefundenen Aufzeichnungen ca. DM 6000,-, siehe hierzu den ausführlichen Bericht über die Blütenfeste.


1954 wurde vom Gartenbauverein Gerolsbach-Singenbach ein
Selesierpflug für die Obstbaumdüngung angeschafft.

Im Jahre 1957 kaufte der Verein eine damals sehr moderne Spritze für die Schädlingsbekämpfung. Es war das Gerät der Firma Holter „A.R. 4 Vorwärts“ mit einem Fassungsvermögen von 400 Liter, selbstfahrbar zum Preis von 6.777,- DM. Diese Spritze wurde neben der Schädlingsbekämpfung im Obstbau auch für die Unkrautbekämpfung (Flächenspritzung) in der Landwirtschaft eingesetzt. Die Einweihung wurde im Rahmen einer kleinen Feier am 10.02.1957 in Singenbach durchgeführt.


Gerolsbach zu Zeiten der Blütenfeste

Die Blütenfeste in Gerolsbach

1950

Im Mai 1950 findet auf lnitiative des damaligen Kreisfachberaters Erich Herr in Gerolsbach das 1. Apfelblütenfest des Landkreises Schrobenhausen statt.

Johann Breitsameter, Vorstand des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins begrüßt u.a. auch Regierungsfachberater Altersberger aus Freising, der mit humorvollen Worten und Dias die Zuhörer unterhält. Seine Bilder vermitteln einen prächtigen Eindruck von der Schönheit der bayerischen Heimat, über die der Redner den Satz zitiert: „dass der Herrgott, wen er lieb hat, in Bayern zur Welt kommen läßt, und wen er ganz besonders liebt, in Oberbayern!“

Die Blütenfeste sind nicht nur gesellschaftliche Ereignisse, sondern dabei wird auch fachspezifisches Wissen vermittelt, dies demonstriert eindrucksvoll der Kreisverband Schrobenhausen, er zeigt wie Obstbäume zum Schutze gegen Nachtfröste vernebelt werden können.

Das erste Gerolsbacher Blütenfest wird von der Paartaler Kapelle begleitet und endet mit einem Blütentanz im Saal des Gasthauses Breitne

1951

In Verbindung mit der Tagung der Landgemeinden wird am 14. Mai 1951 das zweite Apfelblütenfest in Gerolsbach abgehalten. Prominentester Gast dürfte wohl der Ehrenvorstand der Obst- und Gartenbauvereine Apfelpfarrer Aigner aus Hohenbercha sein. Zur Unterhaltung spielt die Aichacher Trachtenkapelle und die Kapelle Kast auf, Der traditionelle Blütentanz am Abend schließt die Veranstaltung ab.

1952

Das dritte Apfelblütenfest eröffnet Kreisfachberater Erich Herr am 13. Mai 1952 im Namen des Obst- und Gartenbauvereins Gerolsbach-Singenbach.

Unter den Gästen sieht man DipI.-Gartenbauoberinspektor Reitberger aus Fürstenfeldbruck, Franz Attenkofer aus Landshut, ferner Landwirtschaftsdirektor Kracher aus Schrobenhausen und den Pfaffenhofener Bürgermeister Stocker. Herr Inspektor Reitberger erfreut die Zuhörer mit einem Diavortrag über die Verschönerung der Gärten und Häuser mit Blumen. Der Referent betont, dass wir zu weit von der Natur abgekommen sind und wieder zu ihr zurückfinden müssen. Auch den Kindern sollten wir frühzeitig die Liebe zur Natur beibringen. Landwirtschaftsdirektor Kracher preist in seiner Ansprache die Tatsache, dass in Gerolsbach noch uralte, riesige Bäume stehen, in denen die Seele und die Liebe des Bauernvolkes zutage trete und doch solle man sich immer wieder umsehen, ob es nicht da und dort noch ein Plätzchen gebe, wo man einen Baum oder einen Strauch pflanzen könne. Am Abend kommt die Jugend zu ihrem Recht, als unter den Klängen der „Paartaler“ das Tanzbein geschwungen wird.

1953

„Sonne, Blüten, frohe Laune und über 1000 Besucher“ so lautet die Überschrift im Schrobenhausener Anzeiger am 28. April 1953. Ein strahlend schöner Frühlingstag gibt dem vierten Blütenfest einen würdigen Rahmen.

In dem mit Blumen und frischem Grün dekorierten Breitnersaal begrüßt Kreisfachberater Herr wieder viele prominente Gäste: den Geschäftsführer des Bayer. Landesverbandes für Obst- und Gartenbau München, Herrn Pfannschmidt; Landwirtschaftsdirektor Kracher mit Gattin und die Damen vom Landwirtschaftsamt, Gartenbauamtmann Wahl aus Theising; Dipl. Gartenbauinspektor Blüm, Pfaffenhofen und eine Abordnung der Gemeinde Berg im Gau mit ca. 50 Personen, an der Spitze Bürgermeister Maier und Haupt Weiß.

Das Rahmenprogramm bestreiten u.a. die „Schrobenhausener Sängerknaben“ und die „Nandlstadter Buam“. Fazit: Eine gutgelungene Veranstaltung mit frohen Besuchern und zufriedenen Veranstaltern, Eine schöne Geste: Die mit Beifall aufgenommene Überreichung von roten Tulpensträußen an die Mitwirkenden bei ihrer Verabschiedung durch Kreisfachberater Herr.

1954

Im Mittelpunkt des Blütenfestes von 1954 steht die Ehrung langjähriger und verdienter Mitglieder. Herr Bonifaz Schwarzbauer wird für 45jährige Vereinstreue mit der goldenen Ehrennadel des Landesverbandes ausgezeichnet. Der einstige Kreisfachberater Herr kommt extra aus Nürnberg angereist und gibt dem Wunsche Ausdruck, dass die von ihm in den letzten Jahren begonnene Arbeit nicht unterbrochen werden möge. Nach einem interessanten Lichtbildervortrag schließt der offizielle Teil der Veranstaltung und die Tanzlustigen vergnügen sich in den Sälen der Gastwirte Breitner und Buchberger.

So kann die Schrobenhausener Zeitung am 11. Mai 1954 über das Gerolsbacher Blütenfest folgendes berichten „Die Gerolsbacher müssen brave Leute sein! Ein besseres Wetter hätten sie sich für ihr Apfelblütenfest am Sonntag überhaupt nicht wünschen können. Das Blau des Himmels störte kein einziges Wölkchen und die Sonne lachte und war Magnet für Scharen von Besuchern aus dem ganzen Kreisgebiet. Mit Autos, mit Motorrädern und per Fahrrad kamen sie nach Gerolsbach, ins Obstbau-Paradies des Kreises.“

1955

Zum 65jährigen Vereinsjubiläum zieht der Obst- und Gartenbauverein alle Register. Die Heimatzeitung schreibt „Blüten - Sonne - Harmonie - Strahlender Sonnenschein lag am Sonntag über unseren heimatlichen Fluren.“ Eine festliche Maiandacht, ein Blütenkorso mit einer Beteiligung von mehr als 20 Fahrzeugen, die Ehrung verdienter Pioniere des Obstbaues, Tanzveranstaltungen und schließlich ein Feuerwerk sind die herausragenden Ereignisse dieses Tages.

Zu diesem besonderen Jubiläum werden erstmals königliche Hoheiten gewählt. Viktoria Breitsameter aus Gerolsbach und Anna Hofmann aus Singenbach sind die auserwählten Blütenköniginnen, die mit einigen weißgekleideten Blumenmädchen sowie den Ehrenmitgliedern des Vereins vom Festwagen aus die Gäste grüßen. Nach dem Blütenkorso versammeln sich die Mitglieder des Jubelvereins mit den Ehrengästen im Breitner-Saal, in dessen Mittelpunkt eine blühende Baumkrone steht.


Die beiden Blütenköniginnen Viktoria Breitsameter und Anna Hofmann

Nach der Begrüßung durch Vorstand Breitsameter überreicht Regierungsfachberater Altersberger die Urkunde für den 65 Jahre alten Verein.

Während ein Schülerinnenchor unter der Leitung von Hauptlehrer Dittenheber nette Volksweisen vorträgt, überreicht der Regierungsfachberater folgenden langjährigen Mitgliedern Ehrenurkunden: Josef Steger, Hof (Mitglied seit 1911); Johann Demmelmeier, Kohlstatt (1911); Josef Plöckl, Riedern (1912) sowie für 25jährige Vereinstreue Josef Klinger, Stockhausen; Josef Breitsameter, Gachenbach; Josef Finkenzeller, Lichthausen; Korbinian Felber, Kohstatt; Johann Gollwitzer, Gerolsbach; Sebastian Neumeier, Fürholzen. Regierungsfachberater Altersberger fügt den Wunsch an, dass diese Auszeichnungen dazu beitragen mögen, dass die Liebe zum Obstbau auf die nachfolgende Generation Übertragen wird und er bittet sie ferner als einen Ansporn zu werten, den Obstbau zu erhalten - auch wenn wir jetzt vom Ausland mit Obst überflutet werden. Jeder der Ausgezeichneten erhält vom Verein einen jungen Apfelbaum, der eine Erinnerung an diesen Ehrentag sein soll.

Zum Abschluß tanzt eine Gruppe der „Paartaler“ Schuhplattler, dann wird auch dieses Parkett der Jugend zum Tanz freigegeben, nachdem schon zwei Stunden vorher im Buchberger-Saal die Musik zum Tanz gerufen hatte. In allen Gastwirtschaften Gerolsbachs herrscht Hochbetrieb. Ein farbenprächtiges Feuerwerk bildet den Abschluß des Festtages, der bewies, was Initiative eines Vereins und Gemeinschaftssinn einer Ortsgemeinschaft zuwege bringen können.


Blütenkorso 1955


Auch beim Blütenumzug wird mit einem Transparent
auf die lange Tradition des Obst- und Gartenbauvereins
Gerolsbach-Singenbach hingewiesen

1956

„Ein Kerker ist die Erde für den, der nie sich freut; zum Paradiese werde sie uns durch Fröhlichkeit“, so begrüßt am 5. Mai 1956 die Gerolsbacher Blumenkönigin, Theresia Finkenzeller mit ihrer Kollegin Fanny Sieber aus Singenbach die weit über tausend Besucher des nun schon zur Tradition gewordenen Blütenfestes. Und sie handeln danach, sie sind fröhlich und freuen sich des schönen Tages. Allen vorherigen Ratschlägen zum Trotz, als man geneigt ist, den Veranstaltern zum Abblasen des Festes zu raten, ist es tatsächlich so, wie Regierungsfachberater Altersberger in seinen Begrüßungsworten es humorvoll ausdrückt. "Der Frühling hat begonnen mit dem Apfelblütenfest in Gerolsbach“.

 
Die Gerolsbacher Blütenköniginnen von 1956
v.l.n.r.: Bürgermeister Georg Finkenzeller,
lgnaz Brandstetter, Blütenköniginnen Theresia Finkenzeller
und Fanny Sieber, Vorstand Johann Breitsameter

Die Vorstandschaft des Obst- und Gartenbauvereins Gerolsbach-Singenbach und der neue Kreisfachberater des Landkreises Schrobenhausen, Anton Schäffler haben wieder ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Im Mittelpunkt des Festumzuges sind drei besonders nett herausgeputzte Festwagen: auf dem ersten sitzen die zwei Blütenköniginnen, der zweite zeigt die einfallsreiche Personifizierung der Gartlerfreud und der dritte stellt mit seinem überdimensionalen Bienenkorb und ebensolchen Bienen eine gelungene Werbung für den deutschen Honig dar. Dass alles im rechten Takt bleibt, dafür sorgen die Blaskapellen Mahl aus Sattelberg und llmgau-Jetzendorf. Mit 20 geschmückten Autos und Krafträdern findet dieser Fahrzeugkorso die Bewunderung aller Gäste, die dichtgedrängt die Straßen des Festortes säumen.

Zum offiziellen Teil im Breitnersaal sieht man am Tisch der Ehrengäste u.a. Stellvertretenden Landrat Dr. Bittner mit mehreren Kreisräten, Stadtoberhaupt Stocker aus Schrobenhausen, Regierungsfachberater Altersberger, die Vorstände mehrerer Obst- und Gartenbauvereine, die Kreisfachberater aus den Nachbarlandkreisen, Vertreter des Landwirtschaftsamtes und anderer Behörden. Nach der offiziellen Begrüßung durch Vereinsvorstand Breitsameter und Kreisfachberater Schäffler wird die Bühne für namhafte Rundfunkkünstler zum „bunten Nachmittag“ freigegeben. Mit Witzen und Pointen von Dr. Emil Vierlinger herrscht bald eine Bombenstimmung, um so mehr als das mitunter handfeste ‚jetzt schenk ma boarisch ei“ nur ganz wenigen offensichtlich nicht mundet . „Spatz und Spätzin“ pfeifen munter drauf los und Peppi Ganzer versteht es, durch seine Verwandlungskunst den Saal zu begeistern, um so mehr als seine Mundharmonika und Zwei Finger-Pfeif-Soli den Vollblutkünstler verraten.

Während im Buchberger-Saal bereits zur gleichen Zeit die Paare sich im Tanz wiegen, zeigt im Breitner-Saal Herr Altersberger Dias von seinem letzten Urlaub in Südtirol. Anschließend eröffnen die Blütenköniginnen auch hier den Tanz für alt und jung. So hält bis tief in die Nacht, als die meisten längst keine Blüten mehr sehen, die Freude über dieses gelungene Blütenfest an.

1957

Zita Schaipp aus Saulbach und Waily Knöferl aus Singenbach sind die beiden Blütenköniginnen des Jahres 1957. Rund 2500 Gäste stehen an den Straßen Spalier, als sich der Festzug in Bewegung setzt. Den elf stattlich herausgeputzten Pferden - allen voran der spätere langjährige Vorstand Xaver Maurer‚ folgen die Blaskapelle, Kinder mit Schubkarren und Gartenausrüstung, ein Auto mit der Vorstandschaft und als Höhepunkt der Landauer mit den Blütenköniginnen. Einen weiteren Wagen ziert ein Gartenhäuschen. Recht gut gemeint ist die Darstellung der Motorspritze, die von Baumwart Michael Neukäufer gefahren wird: zuerst ein Kind als schorfiger Apfel mit der Karrensprit ze und der Gespannspritze im Gefolge, zum Zeichen, dass man mit dieser Art von Spritzen nicht recht weit kommt - und dann die neue Motorspritze und zwei schöne Äpfel. Schöner Abschluss des Zuges sind Motorräder und die mit Blüten prächtig herausgeputzten Wagen des Motorsportclubs Schrobenhausen.


v.l.n.r.: D beiden Blutenköniginnen Zita Schaipp und Waily Knöferl,
daneben die Blüttenmädchen Resi Meier und Hildegard Starringer


Xaver Maurer auf "Mugl" führt den Zug an

Nach dem Festzug eröffnen die Blütenköniginnen mit dem Ehrentanz offiziell das Blütenfest und es beginnt der allgemeine Rummel, der seine Höhepunkte erreicht, als der Regen die Tanzlustigen von der Freitanzdiele ins sowieso schon überfüllte Zelt treibt. (In diesem Jahr wird erstmals ein Festzeit bei der Metzgerei Harrer aufgestellt.) Auch im Buchbergersaal ist kein Platz mehr zu bekommen, so dass sich mancher wieder frühzeitig auf den Heimweg begeben muss. Nach dem Regenschauer wird trotz der Kühle bis nach 21 Uhr nach den schmissigen Weisen von Otto Ebner auf der Freitanzdiele wieder das Tanz bein geschwungen und nachher wechselt man über ins Gasthaus Hutter. Das Blütenfest geht schließlich trotz der ungünstigen Witterung wieder recht zünftig zu Ende.

1958

Im Mai 1958 wird das Blütenfest erstmals über 3 Tage gefeiert. Das Festzeit unter der Bewirtung von Festwirt Lanzl faßt 2500 Gäste und eine 250 qm extragroße Tanzdiele ist im Sedlanger aufgebaut. Die bekannte Nockherberg-Kapelle Pfahler spielt zum Tanz auf. Für Un terhaltung sorgen die Stimmungskanonen Hanner Obermilier und Hansl Ritzinger aus München, Kathi Brecht als Ratschkathl und die Meisterjodlerin Maria Hellwig. Zum Ausschank kommt ein l4prozentiges Spezialgebräu aus der Postbrauerei Schrobenhausen. Die Maß gibt‘s zum Preis von 1,55 DM - mit Bedienung 1,70 DM. Das Blütenfest besuchen insgesamt 6000 Festgäste und 4200 Tanzzeichen werden verkauft.

Josef Niedernhuber, einer der Hauptorganisatoren rühmt schon im Februar die seltene Geschlossenheit, mit der die Dorfgemeinschaft dieses große Fest mitgestalten hilft. Ob Vereinsmitglieder, Gemeinde rat oder Landwirte, alle haben dazu beigetragen, dass auch schon eine gewisse finanzielle Sicherheit gegeben ist, denn die Ausgaben sind entsprechend der Größe des Festumfanges gegenüber den Vorjahren gewaltig angestiegen. Was das Wetter anbelangt, so waren sich Josef Niedernhuber ebenso wie Festwirt Lanzl und Kreisfachberater Schäffler einig - „Beim Blütenfest war noch immer schönes Wetter“

Der Umzug ist dem eigentlichen Sinnbild des Blütenfestes, dem Apfel und seiner Behandlung und Verarbeitung gewidmet. Ein Reiterzug mit 25 geschmückten Pferden bewegt sich vom Sonnleitenhof her. Den Pferden folgen sieben Festwagen, auf denen der Frischverzehr des Apfels und die Aufbereitung des Obstes dargestellt wird. Zu diesem Fest hat speziell die Schuljugend dem Motto der Festtage entsprechende Zuggruppen zusammengestellt. Die Blütenkönigin Rosa Ettl aus Singenbach sitzt auf einem festlich geschmückten Wagen, der sogar 4spännig gezogen wird. Sie eröffnet nach dem Festumzug mit dem Schirmherrn Landrat Dr. Gunderlach den Blütentanz.


Blütenkönigin Rosa EttI mit Landrat Dr. Gunderlach,
links im Bild Festwirt Georg Lanzl

1959

Zum 10 jährigen Jubiläum der Blütenfeste vom 1.- 3. Mai 1959 kann die Blütenkönigin Monika Meier aus Gerolsbach den Präsidenten des Bayer. Bauernverbandes v. Feury als Schirmherr gewinnen. Das zehnte Blütenfest, das Ereignis im Jahresgeschehen der Gemeinde Gerolsbach beginnt am 1. Mai mit der Aufstellung des Maibaumes und ist bis zum letzten Tusch der Kapelle im Festzeit am Sonntagabend voller Frohsinn und Heiterkeit. Aber auch der Besinnung unserer schönen Heimat, die gerade rechtzeitig zum Fest in ihrer frühlings haften Schönheit erblüht, wird Rechnung getragen. Im 2000 Personen fassenden Festzeit, das diesmal hinter der Raiffeisenkasse aufgestellt wurde, sind gemütliche Stunden geboten. Dafür sorgt schon die be kannte Nockherberg-Kapelle Sepp Kohmünch mit flotten Weisen. An allen 3 Abenden ist wieder ein Programm mit nam Künstlern zusammengestellt, das sich sehen lassen kann. Auch für die Kinder und Jugendlichen ist diesmal viel geboten. So gibt es Schieß- und Wurfbuden, ein Karussell und eine Schiffschaukel; ferner ist am Freitag und Sonntag zusätzlich im Buchberger-Saal Tanz angesagt.


v.Ln.r.: 1. Vorstand Anton Steger, Blütenkönlgin Monika Meier,
Landrat Dr. Hans Eisenmann, ganz rechts im Bild
Bürgermeister Georg Finkenzetler

Den Höhepunkt des Festes aber bildet wie immer der Festzug am Sonntag, den Lehrer Schurius und Berufsschullehrer Richly zusammenstellen. 10 pferdebespannte Festwägen und auch Fußgruppen werden eingesetzt, sowie Reiter, die durch den Reitclub Schrobenhausen Verstärkung erfahren. Das Thema des Zuges ist die Darstellung des Obstes von der Blüte bis zur Verwertung. So sieht man ein Frühlingsbild, einen Wagen des Bienenzuchtvereins, die Darstellung der Schädlingsbekämpfung, das Sortieren des Obstes, einen Wagen auf dem eine Gartenlaube montiert ist, vor der sogar ein Springbrunnen sprudelt, und schließlich einen Festwagen, auf dem der Berggeist des Riesengebirges - Rübezahl - dargestellt ist - wohl als eine Referenz für die aus dem Ostsudetenland stammende Blütenkönigin Monika Meier, die in einer prächtigen „Staatsrobe“ auf eigenem Wagen den Mittelpunkt des Zuges bildet. Schulkinder beleben die Szenerie durch ihr quicklebendiges Auftreten.


Eine Schülerinnengruppe bei der Ernte und Lagerung der Apfel

Transparent mit der Aufschrift „Täglich einen Apfel für die Gesundheit“. Nachdem der Zug bei den Klängen der Kapelle Kohmünch durch den ganzen Ort gezogen ist, steigen Landrat Dr. Eisenmann - als Vertreter des Schirmherrn - und die Blütenkönigin vor der Raiffeisenkasse aus und begeben sich, gefolgt von den Herren der Vorstandschaft des Obst- und Gartenbauvereins, ins Festzeit. Dort begrüßt Vorsitzender Steger die Gäste, unter ihnen die Vertreter der Behörden der Kreisstädte. Dr. Eisenmann hebt hervor, dass das Blütenfest am Beginn eines neuen Arbeitsjahres in der Landwirtschaft, die Verbundenheit zwischen Stadt und Land beweise. Gerade das diesjährige Jubiläumsfest zeige aber auch noch eine andere Verbundenheit: die zwischen Alt- und Neubürgern, die in der Wahl einer Blütenkönigin aus einer heimatvertriebenen Familie zum Ausdruck gekommen sei.

Das letzte Blütenfest klingt zwischen Regen und Sonnenschein aus! Lanzl‘s „Mannschaft“ und die Oberlandler-Kapelle im Festzeit, die Schausteller des kleinen Vergnügungsparks sowie die flott aufspielende Tanzkapelle beim Buchberger tun das ihre, dass die Stimmung bis zum Ausklang des Festes nicht abreißt.


Auf das schöne Fest stoßen an: v.l.n.r.: Xaver Maurer, 2 Vorstand
Johann Schaipp, Festwirt Georg Lanzl, Bürgermeister Georg Finkenzeller,
1. Vorstand Anton Steger, Organisator Josef Niedernhuber

Chronik des Verein ab 1968

Der Obst- und Gartenbauverein wird diese Chronik noch ergänzen.
Wir bitten um etwas Geduld! Danke

Bedanken möchten wir uns noch mal für die Gestaltung und den Text dieser Chronik bei Andrea Franz, Maria Maurer-Nitsch und Alois Lachner die Anlässlich des Blütenfestes 1988 diesen erstellt haben.